UTØYA

Werner Zellien

Kunstverein Dresden e.V.

Schlossplatz

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Am 22. Juli 2011 gingen bei den vom selben Neonazi hintereinander verübten Terroranschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya 77 unersetzliche Menschenleben verloren.

Werner Zellien ist der erste Künstler, der den schrecklichen Tatort 17 Monate nach dem Terrorangriff besuchen dürfte. Entstanden ist dabei die Arbeit Utøya: Eine Serie von 45 Fotografien, entstanden an einem Tag im Dezember 2012. Sie zeigen die Insel unter einer dünnen Decke ersten Neuschnees. Die ersten Bilder entstanden früh morgens bei noch fast völliger Dunkelheit. In gewisser Weise verbirgt die Dunkelheit den Ort, an dem das Unvorstellbare geschehen ist. Mit dem Fortschreiten des Tages aber bricht die Sonne durch und es wird hell auf und über Utøya. Die Arbeit handelt vom langsamen Prozess der Trauer, des Verlustes und des Wiederfindens von Halt. Ungeachtet dessen, was geschehen ist, wird die Sonne wieder aufgehen. Das ist tröstlich und grausam zugleich.

Zellien hat sich bereits vor dem Utøya-Projekt vermehrt mit historisch extrem belasteten Orten beschäftigt. Sein Fotoprojekt zur Wannseevilla, wo die nationalsozialistische Führung die Vernichtung der europäischen Juden plante, liegt als Publikation vor.

​Die kuratorische Entscheidung, Werner Zelliens Utøya-Projekt im Kunstverein Dresden zu zeigen, geht in diesem Zusammenhang auch auf das Erstarken rechtspopulistischer Strömungen in den letzten Jahren zurück, die auf ein großes Engagement und Zivilcourage von zahllosen Bürgern stoßen, die sich für universelle Menschenrechte und humanistische Werke stark machen.

Nun will die Sonn’ so hell aufgeh’n

als sei kein Unglück die Nacht gescheh’n.

Das Unglück geschah nur mir allein.

Die Sonne, sie scheinet allgemein.

Friedrich Rückert, Kindertotenlieder (1838)
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